Akkordsymbolschrift.

Akkordsymbolschrift.
Akkordsymbolschrift.
 
Die Akkordsymbole sind ein wichtiger Bestandteil der Musizierpraxis. Der Melodie beigefügt, geben sie Auskunft über die für die Begleitung notwendigen Akkorde und deren Tonbestand, erleichtern das Lesen beziehungsweise Erkennen komplizierter Akkordbilder und gewähren Hilfe beim Improvisieren. Der durch das Symbol verkörperte Akkord hat, unabhängig vom melodischen und rhythmisch-metrischen Geschehen, Gültigkeit, bis das folgende Symbol einen Harmoniewechsel anzeigt, d. h. das Akkordsymbol gilt auch über mehrere Takte hinweg, ohne dass es nochmals angegeben werden muss. Abgesehen vom wechselnden Grundton (Großbuchstabe), bleiben die Symbole in sämtlichen Tonleitern und auf allen Tonstufen unverändert. Diese Kurzschrift bestimmt vom Grundton ausgehend die weiteren Akkordtöne. Sie lässt in der praktischen Anwendung dem Musiker weitgehende Freiheiten, denn sie kennzeichnet nicht die Häufigkeit der Akkordtöne (z. B. Verdopplungen), die Akkordstellung bzw. den Basston (Grundstellung oder Umkehrungen), enge oder weite Lage, den Oktavbereich. Auch bleibt der funktionale Zusammenhang der Akkorde, die harmonische Bindung, unberücksichtigt. Insofern besitzt die Akkordsymbolschrift eine gewisse Ähnlichkeit mit der vom 16. bis zum 18. Jahrhundert gebräuchlichen Generalbassbezifferung.
 
Die Akkordsymbolschrift hat, soll sie ihre Aufgabe maximal erfüllen, drei Ansprüchen gerecht zu werden. Die Symbole müssen in ihrer Auslegung eindeutig sein und dürfen auch bei flüchtiger Handschrift nicht zu Verwechslungen führen, müssein ihrer Gestalt kurz und einprägsam sein, denn für längere Zahlen und Buchstabenreihen (vor allem bei häufig auftretenden Akkorden) fehlt oft der Platz, und müssen schließlich in ihrer Gesamtheit ein möglichst logisches, verständliches und leicht erlernbares System bilden.
 
Obwohl international gebräuchlich, existieren in der Schreibung einzelner Akkorde mitunter beträchtliche Abweichungen. Das hängt einerseits mit unterschiedlichen Lehrmethoden, andererseits mit eingefahrenen Verlagsgepflogenheiten beim Notendruck, oft auch mit einer gewissen Gleichgültigkeit zusammen.
 
Bezugspunkt der Symbolschrift ist der Durdreiklang, der mit dem großgeschriebenen Tonbuchstaben seines Grundtons abgekürzt wird. Bei chromatisch versetzten Stammtönen erscheint das Versetzungszeichen bildlich nach dem Großbuchstaben. Es sollte auf gleicher Höhe wie der Buchstabe stehen, also nicht hochgestellt, um die Möglichkeit der Verwechslung mit Zusatzzeichen und -ziffern auszuschließen, also:
 
C = C-Dur-Dreiklang
 
C# = Cis-Dur-Dreiklang
 
C♭ = Ces-Dur-Dreiklang
 
Der B-Dur-Dreiklang wird stets durch B♭ dargestellt. Das B (ohne Versetzungszeichen) symbolisiert im angloamerikanischen Sprachraum den H-Dur-Dreiklang, weil dort die Tonbezeichnung h unbekannt ist (b flat = »tiefes« b, b naturale = »hohes« b).
 
Alle Abweichungen vom Durdreiklang sowie Erweiterungen durch Zusatztöne werden durch Zahlen, Zeichen oder Abkürzungen am Großbuchstaben des Grundtons vermerkt.
 
1) Molldreiklang: kleines m, auch mi oder min (minor, englisch = »kleiner«) nach Stammtonbezeichnung; gebräuchlich auch Minuszeichen (C —); nicht üblich ist Kleinschreibung des Stammtones (c, cm)
 
2) Alterationen: # oder + bei hochalterierten Akkordtönen vor oder nach der jeweiligen Zahl (5#, 5+/#5, +5), ♭ oder — bei tiefalterierten Akkordtönen (5♭, 5—/♭5, —5); möglich auch Einbeziehung des ♮ für theoretisch richtige Notierung, z. B. E♭5♮ oder Hm5♮; übermäßiger Dreiklang auch aug. (augmented, englisch = »übermäßig«)
 
3) 6: Sextenakkord; immer große Sexte (auch zum Molldreiklang)
 
4) 7: kleiner Septakkord (Dominantseptakkord, Blues-Septakkord); immer kleine Septime
 
5) Δ: großer Septakkord (»Major-Akkord«), immer große Septime; auch 7maj. (major, englisch = »größer«) bzw. maj7, 7ma., 7j., auch #7, 7+ oder 7♮
 
6) O: verminderter Dreiklang; auch dim (diminished, englisch = »vermindert«), selten verm. oder v
 
7) O7: verminderter Septakkord; auch dim7 oder nur O
 
8) ∅: halbverminderter Septakkord
 
9) 9: großer Nonenakkord; mit großer None und kleiner Septime; auch 7/9
 
10) 9♭ (9—): kleiner Nonenakkord; mit kleiner None und kleiner Septime; auch 7/9♭
 
11) 9# (9+): übermäßiger Nonenakkord; mit übermäßiger None und kleiner Septime
 
12) 10♭ (10—): kleiner Dezimenakkord (Durdreiklang mit Blue Notes); mit kleiner Dezime und kleiner Septime; auch 7/10♭
 
13) 11 (bzw 11#): Undezimenakkord (»11er-Akkord«) (alteriert); mit reiner (übermäßiger) Undezime, großer None und kleiner Septime; auch 7/9/11(#)
 
14) 13: Tredezimenakkord (»13er-Akkord«); mit großer Tredezime, reiner Undezime, großer None und kleiner Septime; auch 7/9/11/13
 
15) Vorhalt: Silbe sus (suspended, englisch = »vorgehalten«) mit Angabe des vorgehaltenen Tones, z. B. sus4, sus6; Quartvorhalt nur 4 oder sus4 (Terz fehlt!); auch Sekundvorhalt nur 2 oder sus2 (Terz fehlt!)
 
16) fehlende Töne: Zahl im Akkordsymbol durchstreichen; verbal: no third, ohne Terz
 
17) zusätzliche Töne, abweichend vom Terzenaufbau: Silbe add (added, englisch = »hinzugefügt«) mit Angabe des zusätzlichen Tones, z. B: add9
 
18) Basston: da aus dem Akkordsymbol nicht ersichtlich, ist besonderer Hinweis notwendig; z. B. c als Basston = c bass, on c (auf c); oder durch Schrägstrich getrennt
 
19) bitonale Akkorde: beide Akkorde untereinander, durch Querstrich getrennt; auch mit Klammer verbunden
 
20) no chords, N. C. (englisch = »ohne Akkorde«): die so gekennzeichnete Melodiepassage wird ohne (akkordische) Begleitung gespielt (z. B. unisono).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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